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Aktivisten vertreiben in Bochum Polizei aus besetztem Haus

In Bochum haben Aktivisten ein leerstehendes Haus besetzt. Sie wollen dort einen Treffpunkt für Anwohner gestalten. Der Hausbesitzer hat andere Pläne.

Update, Mittwoch (19. Oktober), 12.04 Uhr: Bochum – Laut einer Mitteilung der Hausbesetzer sollen in der Zwischenzeit Gespräche mit der Diakonie aufgenommen worden sein. Aktivistin Jessi hat mittlerweile auch öffentlich gemacht, dass es nicht darum gehe, den geplanten Neubau der Wohnrichtung zu verhindern. Es gehe ihnen um eine Zwischennutzung.

StadtBochum
HausHaldenstraße 47, Hamme
ThemaHausbesetzung

Haus in Bochum-Hamme von Aktivisten besetzt – „Wir freuen uns“

„Wir wollen auf die Problematik des existenten Leerstandes aufmerksam machen und Freiräume und solidarische Strukturen in Zeiten der Krise schaffen”, so die Hausbesetzerin weiter. “Unser Ziel ist es, eine Zwischennutzung anzustreben und wir hoffen sehr, dass wir uns in weiteren Gesprächen mit der Diakonie darauf verständigen können”, erklärt sie.

Erstmeldung, Dienstag (18. Oktober), 13.24 Uhr: Das alte AWO-Wohnheim in Hamme steht schon seit geraumer Zeit (etwa ein Jahr) leer. Aktivisten waren nun der Meinung: zu lange. Sie haben das Haus besetzt, um Druck auf die Bochumer-Politik auszuüben. Wie RUHR24 erfuhr, wurde ein Polizeieinsatz vor Ort vorerst beendet.

Seit dem vergangenen Wochenende (15. Oktober) ist das ehemalige Wohnheim in der Hand der Aktivisten. Sie wollen die leerstehende Immobilie in ein Kulturzentrum umwandeln. Als Polizei und Feuerwehr Bochum davon erfuhren, löste das einen großen Einsatz im Stadtteil Hamme aus. Straßen wurden gesperrt, einige Passanten riefen zu einer Kundgebung auf.

„Leere Häuser sollen Wohnraum bieten“ – Aktivisten besetzen Haus in Bochum

Es gehe den Aktivisten in erster Linie nicht um diese eine Immobilie, sondern um alle leerstehenden Häuser in Bochum. Sie sollten Obdachlosen und Menschen mit wenigen Mitteln zur Verfügung gestellt werden, so das Umfeld der Hausbesetzer. Die Polizei versuchte stundenlang die Immobilie zu räumen, heißt es. Angeblich, weil der Verdacht bestanden hätte, das Haus sei einsturzgefährdet. In einer Stellungnahme der Aktivisten selbst eröffnet sich eine andere Sichtweise:

„Wir freuen uns, dass die Polizei uns das Gebäude letztendlich doch überlassen hat. Nun heißt es Arme hochkrempeln, das Haus und den Garten aufräumen und dann wird hier Leben reinkommen“, so Aktivistin Jessi in einer Mitteilung. Auf Nachfrage von RUHR24 bei der Polizei Bochum heißt es allerdings, das Haus sei den Aktivisten nicht freiwillig überlassen worden.

Hausbesetzer wollen offenen Raum in Bochum-Hamme gestalten

Die Aktivisten selbst schmieden schon fleißig Pläne. In der Mitteilung heißt es weiter: „Geplant ist ein offener Raum, in denen sich die Nachbarschaft und alle interessierten und solidarischen Menschen treffen und organisieren kann, aber auch Platz für Kultur und Freizeit entstehen soll.“

Laut eigenen Aussagen reagieren die Aktivisten mit der Hausbesetzung in Bochum auch auf die Energiekrise, welche die Preise in vielen Bereichen steigen lässt. „Viele Menschen stehen bald vor der Entscheidung: Eine warme Wohnung oder einen vollen Teller. Von Kultur- und Freizeitaktivitäten, die meist nicht umsonst sind, können viele nur noch träumen“, so Aktivist Jan.

Hausbesetzung in Bochum wegen Energiekrise – Diakonie will Immobilie abreißen

“Wir müssen uns organisieren, anstatt auf das nächste komplizierte Maßnahmenpaket zu warten. Direkte Aktion und gegenseitige Hilfe sind unser Lösungsansatz“, fährt er fort. Die Besetzer streben auch eine offene Küche in der Haldenstraße an, welche von allen Interessierten genutzt werden können soll (mehr NRW-News bei RUHR24).

Wie der WDR berichtet, war zunächst unklar, wer für das Haus aktuell verantwortlich ist. Auch deshalb durften die Aktivisten wohl zunächst bleiben. Auf Anfrage von RUHR24 bei dem ehemaligen Betreiber AWO heißt es in einer Mail, dass das Gebäude mittlerweile der Diakonie gehöre. Laut WDR will diese in Bochum einen neuen Standort eröffnen. Dafür soll das alte Haus an der Haldenstraße in Hamme abgerissen werden.

Die Aktivisten haben das Haus in Bochum-Hamme bereits am Samstag (15. Oktober) eingenommen.

„Uns geht‘s gut“ – Hausbesetzer aus Bochum heißen Anwohner willkommen

Die Hausbesetzer haben da andere Pläne. Am Telefon erklärt eine Aktivistin gegenüber RUHR24: „Die Polizei behält uns wohl weiter im Auge und fährt mal vorbei. Einen weiteren Einsatz gab es bisher nicht. Uns geht es allen gut. Wir sind hier fleißig am Arbeiten. Die Anwohner sind auch willkommen und versorgen uns sogar mit Essen. Das passt gut, weil hier ja auch ein Ort der Nachbarschaft geplant ist. Wir stellen uns Workshops, aber auch Wohnraum vor“.

Auf Twitter wird die Hausbesetzung gemischt, aber hauptsächlich positiv aufgenommen. Neben: „Wer besetzt denn bitte zu solchen Unzeiten? Die sind doch völlig vom Leben entfremdet, diese Lifestyle-Linken!“ heißt es nämlich auch: „Bitte macht Fotos von dem Hausinneren zu Dokuzwecken“. Ein anderer User kommentiert: „Freut mich, dass mal wieder was passiert in Bochum. Ich komm morgen mal rum!“

Rubriklistenbild: © Mike Fischer / Rabea L.

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