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Energie-Schatz schlummert unter Bochum – Bohrungen sollen Klarheit bringen

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Von: Kathrin Ostroga

Wo früher Kohle gewonnen wurde, soll in Bochum künftig umweltfreundliche Wärme gefördert werden. Auf dem alten Opel-Gelände finden Bohrungen statt.

Bochum – Um in Zukunft möglichst emissionsfrei Energie fördern und nutzen zu können, muss sich auch die Stadt Bochum umstellen. Eine Möglichkeit, umweltfreundliche Wärme zu verwenden, ist die Geothermie. Bekannt aus Orten und Ländern, in denen zum Beispiel Vulkane unter der Erde schlummern. In Bochum sollen die alten Zechen zur Goldgrube werden.

Bochum will Geothermie nutzen: altes Grubenwasser als Wärmeträger

Doch wie genau soll das funktionieren? Vereinfacht gesagt wird das Grubenwasser in den alten Stollen immer wärmer, je näher es dem Erdkern kommt. Bohrt man also in wenigen hundert Metern Tiefe, ist das Wasser vielleicht um die 20 Grad warm. Gräbt man tiefer, können auch Temperaturen von über 30 Grad gemessen werden.

Das warme Wasser soll in Zukunft über Schläuche und Pumpen genutzt werden können. Mit einer speziellen Wärmepumpe kann es sogar umweltfreundlich durch Sonnenenergie erwärmt oder gekühlt werden. Dreht man also in Zukunft in Bochum die Heizung auf, könnte man – je nach Standort – weitestgehend auf Gas und Öl verzichten.

Um herauszufinden, ob aus der Theorie wirklich auch Praxis werden kann, haben auf dem alten Opel-Gelände in Bochum-Laer bereits Probebohrungen in der alten Zeche Dannenbaum stattgefunden – mit Erfolg: „Wir freuen uns sehr über den erfolgreichen Abschluss der Geothermiebohrungen. Auf MARK 51°7 wird die Wärmewende Realität!“, meint Dietmar Spohn, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Bochum.

Geothermie: Grubenwasser aus Bochum soll wärmen und kühlen können

In 800 Metern Tiefe ist das Grubenwasser am alten Opel-Standort etwa 30 Grad warm. Mit den Wärmepumpen soll es auf etwa 45 Grad erhitzt und dann ins Netz eingespeist werden. Doch nicht nur für kalte Winter schafft das Grubenwasser aus Bochum Abhilfe. Auch im Sommer könnte es eine Rolle spielen (mehr Bochum-News bei RUHR24).

In 340 Metern Tiefe ist das Wasser nämlich nur 18 Grad „kalt“. Ziel ist es, die Kälte künftig für Klimaanlagen der umliegenden Firmen des neuen Gewerbegebiets „MARK51°7“ in Bochum nutzen zu können.

Die alte Opel-Fläche in Bochum
Auf der Fläche des alten Opel-Werks in Bochum wird bald Grubenwasser gefördert. © MiS/Hans Blossey/Imago; Collage: RUHR24

Geothermie in Bochum soll Wärmebedarf der Unternehmen zu bis zu 75 Prozent decken

Wie der Bundesverband für Geothermie schreibt, gehen die Stadtwerke Bochum und das Fraunhofer-Institut davon aus, dass durch das Grubenwasser der Kälte- und Wärmebedarf der umliegenden Firmen bis zu 75 Prozent gedeckt werden kann. Geplant ist, dadurch mehr als 3.000 Tonnen CO₂ pro Jahr zu sparen. Das entspricht in etwa dem Ausstoß, den 2000 Pendler mit ihrem Benziner im Jahr produzieren.

Damit alles in Zukunft reibungslos und weitestgehend automatisch funktioniert, richten die Stadtwerke nun eine Energiezentrale ein. Hier wird das Grubenwasser erwärmt oder heruntergekühlt und dann weiterverteilt, sodass es die Kunden nutzen können. Die Zentrale in NRW soll voraussichtlich im Sommer 2024 ans Netz gehen.

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