Freitags frei
Firma aus Bochum führt Vier-Tage-Woche ein – bislang nur ein einziger Haken
Ein Unternehmen aus Bochum hat die Vier-Tage-Woche eingeführt. Freitags haben die Mitarbeiter frei. Bislang habe man lediglich ein Manko festgestellt.
Bochum – Jeden Freitag freizuhaben – für viele Arbeitnehmer klingt das vermutlich nach einem unerfüllten Traum. Doch tatsächlich ist das Konzept der Vier-Tage-Woche auf dem Vormarsch. Auch in Bochum ist es bereits angekommen: bei der Firma AS Elektrotechnik im Südosten der Stadt.
Firma aus Bochum führt Vier-Tage-Woche ein – jeder Freitag ist frei
Der Elektroinstallationsbetrieb hat den Freitag mit Beginn des Jahres 2023 dauerhaft zum verlängerten Wochenende erklärt. Das berichtet die WAZ. Zuvor sei montags bis donnerstags jeweils acht Stunden und freitags sechs Stunden gearbeitet worden. Jetzt sind die Mitarbeiter an den ersten vier Wochentagen jeweils eine Stunde länger im Dienst, haben freitags dafür aber frei.
Somit arbeiten die Mitarbeiter keine 38 Stunden mehr pro Woche, sondern lediglich 36. „Bei vollem Lohnausgleich“, heißt es im Bericht der WAZ. Geschäftsführer Marco Stoltz war über einen Fernsehbericht auf die Idee gekommen. In der Belegschaft des Bochumer Unternehmens sei sein Vorstoß prompt auf Anklang gestoßen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: mehr Erholung für die Mitarbeiter sowie weniger Strom- und Spritkosten. Die Kunden seien ebenfalls einverstanden, wobei zu denen unter anderem die Ruhr-Universität und die Stadt Bochum gehören, deren Kerngeschäfte in aller Regel nicht freitags stattfinden (mehr News aus dem Ruhrgebiet bei RUHR24).
Bochumer Unternehmen setzt auf Vier-Tage-Woche – nur Azubis haben Pech
Lediglich einen Nachteil habe man bei der Firma AS Elektrotechnik aus Bochum bislang feststellen müssen. Für Auszubildende im vierten Lehrjahr finde die Berufsschule freitags statt, sie müssen also an ihrem eigentlich freien Tag pauken. Dennoch hofft das Unternehmen, sich mit der Vier-Tage-Woche von der Konkurrenz abheben zu können und so einen Trumpf im Werben um die zu wenigen Fachkräfte, die etwa auch in Dortmund für Probleme sorgen, zu besitzen.
Das Konzept der Vier-Tage-Woche ist in immer mehr Ländern weltweit auf dem Vormarsch. In Spanien etwa wird ein Modellversuch zu weniger Arbeitszeit von der Regierung gefördert, berichtet die Tagesschau. In Litauen gibt es für Eltern von kleinen Kindern, die im öffentlichen Dienst tätig sind, sogar ein gesetzliches Anrecht auf drei Tage Wochenende.
Die Ausgestaltung des Konzepts variiert dabei. Manche Betriebe, wie die Firma AS Elektrotechnik aus Bochum, verteilen die Stunden des fünften Arbeitstags ganz oder teilweise auf die verbliebenen vier Tage. Es gibt aber auch Unternehmen, die die Arbeitszeit pro Woche schlicht kürzen.
Vier-Tage-Woche als Arbeitszeitmodell der Zukunft? Konzept ist nicht unumstritten
Studien begleiten die Vier-Tage-Woche bereits seit längerer Zeit, positive Auswirkungen lassen sich belegen. Wie die Tagesschau weiter berichtet, seien die Mitarbeiter seltener krank, hätten mehr Zeit für die Familie und private Interessen und sogar die Aufteilung der Arbeit zwischen Männer und Frauen sei gerechter. Letzteres hänge vor allem damit zusammen, dass bisweilen deutlich mehr Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten würden.
Doch es gibt auch kritische Stimmen, etwa die von Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Er sieht in der Vier-Tage-Woche die Gefahr eines Inflationstreibers, da die Reduzierung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich de facto eine Lohnsteigerung sei und somit mehr Kosten für die Unternehmen bedeute.
„Ich bin da sehr skeptisch, denn letztlich müssten diese Lohnsteigerungen über zusätzliche Produktivität erarbeitet werden“, so Brenke gegenüber der Tagesschau. Ein weiterer Knackpunkt: Für das Modell der Vier-Tage-Woche bedürfe es zusätzlicher Arbeitskräfte. In Zeiten des Fachkräftemangels fehlen diese aber.
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